Notre Dame
Heute sind wir, den Mindestabstand von 1,50 m einhaltend, im Nieselregen gelaufen. In Paris regnet es auch oft, und danach riecht die Stadt ganz besonders, wenn die alten Gebäude und Steine trocknen. Ein bisschen riecht es nach Keller, aber ganz oft auch nach Kaffee und Zigaretten.
Im Moment steht Paris still, weil Frankreich eine Ausgangssperre verhängt hat. Viele Menschen posten jetzt Videos auf Twitter, in denen man nichts hört außer singenden Vögeln. Autos und Gesprächsfetzen hört man kaum noch.
Frau Lipka hat sich die Medaille von Notre Dame ausgesucht und stellt die Kathedrale in dieser Woche vor:
„Ich habe mir die Medaille ausgesucht, weil Notre Dame mir viel bedeutet. Das ist mir aber erst im vergangenen Jahr bewusst geworden. Vor ziemlich genau 12 Monaten gab es einen großen Brand in der Kathedrale, bei dem stundenlang nicht sicher war, ob das Gebäude und all seine Schätze verloren wären. Letztlich hat das Feuer „nur“ das Dach der Kathedrale zerstört, aber das zu reparieren, ist sehr teuer und aufwändig. Bis jetzt haben die Arbeiten noch nicht angefangen.
Schon als Kind habe ich Notre Dame oft besucht und ich war von der Größe der Kirche und ihren bunten Fenstern beeindruckt. Bei Sonnenschein strahlt das Blau besonders prächtig. In den Rosen (so nennt man die großen runden Fenster) sind viele Tiere und Gestalten zu entdecken. Das ist spannend.
Auch die Gargouilles, Wasserspeier und Statuen in Gestalt von Monstern auf den Türmen und dem Dach fand ich immer toll. Manche sehen lustig aus und manche sind zum Fürchten.
So wie man den Eiffelturm und Sacré Cœur von vielen Punkten der Stadt emporragen sieht, so sieht man auch die Türme von Notre Dame. Zu wissen, dass der Brand im letzten Jahr das Gebäude hätte zerstören können und dass Notre Dame für immer verschwunden wäre, ist ein erschreckendes Gefühl.
Notre Dame ist fast 1.000 Jahre alt. Im Jahr 1163 wurde der Bau begonnen, der etwa 200 Jahre dauerte. Die Kathedrale ist 128 Meter lang, 40 Meter breit und war innen 33 Meter hoch (als das Dach noch da war). 128 Meter entsprechen ungefähr der Länge der Berliner Freiheit von Rossmann bis zur Eisdiele. 33 Meter Höhe sind doppelt so hoch wie unser Neubau! Und dazu war Notre Dame nie ein Museum, sondern eine Kirche, in der auch Gottesdienste stattfanden. Ich erinnere mich gern an die Weihnachtsgottesdienste, die in einer so großen Kirche mit vielen hunderten Besuchern noch festlicher und feierlicher waren als in einer normalen Kirche.
In Kirchen gibt es auch immer viele wertvolle Gegenstände wie Bilder, Bücher und Schmuck aus Gold und Edelsteinen. Notre Dame beherbergt auch die Dornenkrone, die Jesus bei seiner Kreuzigung trug. Diese ist für Christen ein besonderes Objekt. Auch für diese Krone sind viele der 500.000 Touristen im Jahr in die Kathedrale gekommen. Einige sind aber auch gekommen, weil sie den „Glöckner von Notre-Dame“ (das Buch von Victor Hugo, aber auch den Zeichentrickfilm von Disney) gelesen oder gesehen hatten.
Alle wertvollen Dinge wurden vor dem Feuer gerettet und sind nun in Sicherheit. Wann die Kirche ein neues Dach bekommt, ist ungewiss (ein neues Dach wird ca. 40 Millionen Euro kosten); auch wann sie wieder öffnen wird, weiß niemand. Das finde ich tragisch und es macht mich traurig, dass zum Beispiel meine Eltern, die schon älter sind, die Kirche wahrscheinlich nie mehr besuchen werden können. Die Medaille habe ich deshalb ganz bewusst ausgewählt.“
Lip, 19.03.2020
Der Eiffelturm
Corona hat Europa (und die ganze Welt) fest im Griff. Reisen ist da nur noch schwer oder gar nicht möglich. Wir hingegen surfen im Internet und laufen im Rhodo und lernen dabei Paris besser kennen.
Der Frühling hat dafür gesorgt, dass im Rhodo schon richtig viel blüht und die Vögel Nester bauen. Das ist toll. Es ist warm und ein kleiner Lauf hier oder da hebt die Stimmung.
Trotzdem entfliehen wir der Vahr virtuell und begeben uns nach Paris.
Little Ducks macht es möglich und lässt uns auf einem realen Stadtplan eintragen, wo wir entlanglaufen und welche Sehenswürdigkeiten wir dabei entdecken. Insgesamt gibt es 5 verschiedene Medaillen, die wir fair aufgeteilt haben. Jeder hat tatsächlich die Sehenswürdigkeit bekommen, die er/sie haben wollte.
Artur stellt in dieser Woche seine Sehenswürdigkeit, den Eiffelturm, vor.
Dieser steht seit 1889 mitten in Paris. Seine Adresse ist Champ de Mars, 5 Avenue Anatole France, 75007 Paris. Er ist 324 Meter hoch und war vor 130 Jahren das höchste Bauwerk in Paris. Mittlerweile gibt es höhere, aber der Eiffelturm ist schon etwas ganz Besonderes. Sein Architekt hieß Gustave Eiffel (deshalb der Name), der den Turm für 7.400.000 Francs damals bauen ließ. Das wären heute 17.538.000€ (in Worten: rund siebzehneinhalb Millionen). Das meiste davon hat er tatsächlich selbst bezahlt, obwohl das Risiko bestand, dass Touristen und Pariser den Turm hassen würden. Die Bauzeit betrug etwas mehr als 2 Jahre, was nicht viel ist, wenn man bedenkt, dass alle Metallteile und sogar die Nieten, Schrauben und Muttern extra angefertigt wurden und für die Füße große Betonfüße gegossen werden mussten (dafür wurde so etwas wie der heutige Betonmischer erfunden). Es haben sehr viele Menschen an dem Turm mitgebaut, nämlich 1.896.987. Das sind dreieinhalbmal so viele wie Menschen in Bremen leben!
Der Turm wiegt 10.100 Tonnen, was so schwer ist wie 7.214 Autos oder wie 1.700 Elefanten. Ihn einmal anzustreichen, bringt weitere 60 Tonnen Farbe auf.
Und hassen Touristen und Pariser den Turm? Nicht wirklich, denn jedes Jahr zahlen mindestens 600.000 Leute 5-13€ (Kinder- und Jugendtarif) Eintritt für den Turm. Dazu kommen noch unzählige Menschen, die ihn sich einfach anschauen. Einige Extremfälle verlieben sich sogar in den Turm. Erika LaBrie beispielsweise „heiratete“ den Eiffelturm (allerdings nicht offiziell) und änderte ihren Namen in Erika Eiffel. Die Beziehung dauerte aber nur 4 Jahre. Heute lebt Erika in Berlin und bekennt sich zur Berliner Mauer.
Lip, A.J., 12.03.2020